Ausschnitt aus der Premierenkritik der Ostseezeitung
02. August 2010
von Holger Vonberg
„...Mit Liedern, sogar eine Zugabe wird am Schluss gefordert, und mit Worten führt die Barfrau Martine (Marie-Luise Gunst) einfühlsam durch die Geschichte, in der auch
zwei Jungen mitspielen: David Karschunke als Enrique und Malte Gunst, ihr kleiner Neffe, als Manolo. Die beiden spielen ihre Rollen gut, „Malte-Manolo“ ist der Freund des alten Mannes, weiß um dessen Sorgen, bleibt aber an diesem Tag an Land. Wie gut hätte er dem alten Mann helfen können.
Applaus auch für das Bühnenbild und die Requisiten mit Bootssteg, Netzen, Taverne, mit der Wohnung des Fischers, mit Musikern und dem Boot im Flaschenmeer.
StefanNo,der Land-Art-Künstler vom Kap, war Bühnenbildner auf Zeit und ließ nach dem Schlussapplaus mit einem Tanz auf der Bühne seinen Gefühlen freien Lauf.
Auch Horst Janson ist froh, dass die Premiere vorbei ist. „Premieren sind immer etwas Furchtbares für die, die spielen müssen. Ich mache das nun schon 51 Jahre, aber das mit dem Lampenfieber davor hat sich noch immer nicht gelegt.“ Meerblau leuchten seine Augen. Er schreibt Autogramme, bekommt nach dem Schlussapplaus viele Dankesworte. „Es gibt keinen besseren Schauspieler für diese Rolle als Horst Janson“, sagt eine Frau aus Sachsen.
„Danke für den wunderschönen Abend“, kommt es auf Hessisch.
Für Horst Janson ist Hemingways alter Mann eine Traumrolle, für die er unendlich viel Text einstudieren musste. Und obwohl oder gerade weil seine Spielfläche sich hauptsächlich auf die Nussschale, das kleine Boot, beschränkt, gewinnt der 74-Jährige durch Mimik und Gestik und durch seine prägnante Stimme große Bühnenpräsenz und die Herzen der Zuschauer. Doch sollte ihn je ein Bundestagsabgeordneter in dieser Rolle sehen, würde wohl erneut eine Debatte über das Rentenmindesteintrittsalter entfacht werden.
Jetzt suche ich nach meinem Strohhut, den ich vor ein paar Jahren auf Kuba gekauft habe. Ich möchte ihn ziehen vor dem großen alten Mann Janson und dem gesamten Ensemble. Respekt!“